Weltweit gesehen leiden zwischen ein und zwei Milliarden Menschen sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern an Eisenmangel. Es ist der am häufigsten beobachtete Mangelzustand. Und doch ist die Aufnahme von zusätzlichem Eisen kritisch zu betrachten, denn auch ein Eisenüberschuss hat seine Probleme. Der gesunde Körper schützt sich lange Zeit vor einer Überladung der Gewebe mit Eisen durch verschiedenste Mechanismen. Aber leider funktioniert dieser Mechanismus bei vielen Menschen nicht. Sie leiden an einer Hämochromatose, der Eisenspeicherkrankheit.
Eisen im Organismus
Die wichtigste Aufgabe von Eisen ist die Bindung von Sauerstoff an das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen. So wird der Sauerstoff von den Lungenbläschen mit dem Blut zu den Körperzellen transportiert. Auf dem Rückweg nimmt das Hämoglobin das in den Zellen gebildete Kohlendioxid mit in die Lunge, in der es mit der Atemluft ausgeschieden wird.
Eisen hat aber noch viele andere Aufgaben. Es hilft dem Immunsystem im Kampf gegen Krankheitserreger. Experimente haben gezeigt, dass sowohl ein Eisenmangel als auch ein Überschuss die Fresszellen des Körpers in ihren Aufgaben behindern, bakterielle Erreger unschädlich zu machen.
Eisen ist aber auch Bestandteil vieler Enzyme, die wiederum verschiedenste Aufgaben im Körper erfüllen. Sie helfen bei der Abwehr von schädlichem Sauerstoff, sie übertragen Elektronen bei der Energiegewinnung, helfen mit bei der Produktion von Gallensäure und Hormonen.
Der Gesamteisenbestand eines 75 kg schweren Mannes beträgt etwa 4 g, einer 55 kg schweren Frau etwa 2,1 g. Dabei ist etwas mehr als zwei Drittel davon an das Hämoglobin gebunden, ungefähr ein Viertel ist an das Ferritin, den Eisenspeicher gebunden und einen kleiner Rest finden wir noch im Myoglobin, dem roten Muskelfarbstoff.
Gespeichert wird das Eisen in der Leber, der Milz, dem Knochenmark und der Darmschleimhaut. Die Eisenmenge im Blutplasma beträgt etwa 3 – 4 mg und unterliegt tageszeitlichen Schwankungen.
Bedarf
Der Eisenbedarf des Organismus ist sehr gering. Der Körper geht sehr sparsam mit seinen Eisenvorrätern um. Eisen kann nur schwer ausgeschieden werden und zwar über den Darm, Urin, Galle und Schweiß. Größere Mengen gehen nur bei Blutungen verloren. Darum braucht die Frau bis zur Menopause mehr Eisen als der Mann. Auch Schwangere und Stillende brauchen mehr Eisen. Eingespart wird allerdings durch das Ausbleiben der Regel während der Schwangerschaft. Kinder im Wachstum haben einen Mehrbedarf. Kinder brauchen etwa 8 mg pro Tag, jugendliche Männer 12 mg, weibliche Jugendliche und Frauen bis zur Menopause 15 mg, danach etwa 10 mg wie auch die Männer.
Eisenhaltige Nahrungsmittel
Zur Eisenversorgung tragen vor allem Fleisch, Getreideprodukte und Blattgemüse bei. Eisen aus dem Fleisch wird vom Körper leichter aufgenommen als das Eisen aus pflanzlicher Ernährung. In der Pflanze liegt das Eisen nämlich meistens in schwerlöslichen Verbindungen vor. Aber die gleichzeitige Anwesenheit von Vitamin C hilft diesem Mangel ab. In Versuchen konnte gezeigt werden, dass Vitamin C die Aufnahme von Eisen aus der Pflanze bis zum siebenfachen erhöhen kann. Darum können auch Vegetarier genügend Eisen aufnehmen. Sie haben meist einen höheren Konsum an Vitamin C als Fleischesser. Eine Mehrzufuhr von Vitamin C wirkt sich besser auf die Eisenaufnahme aus als eine zusätzliche Zufuhr von Eisen, sei es über die Ernährung oder über Eisenpräparate.
Pflanzliche Lebensmittel mit hohem Eisengehalt sind Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Tofu und Sojabohnen, Chia, Leinsamen, Nüsse, Getreide, Hirse, Brennnesseln, Blattgemüse und Rosinen.
Eisenmangel
Zu einem Mangel kommt es, wenn einerseits die Zufuhr über die Ernährung zu gering ist, die Aufnahme gestört ist, ein gesteigerter Bedarf vorliegt oder es über Blutungen zu Einesnverlusten kommt. Weltweit gesehen ist Eisenmangel der am weitesten verbreitete Nährstoffmangel. Er wird verursacht durch einseitige Ernährung bei Armut oder Meiden bestimmter Speisen. Aber auch andere Nahrungsinhaltsstoffe können die Eisenaufnahme behindern. Besonders weitverbreitet ist der Eisenmangel in Gegenden wo viel Schwarztee getrunken wird, denn dieser enthält viel Tannin, ein Gerbstoff, der die Eisenaufnahme behindert. Auch Parasiten im Verdauungstrakt führen zu Mangelerscheinungen, da durch sie viel Blut verlorengeht.
Ein Mangel kann auch durch bestimmte Krankheiten wie etwa Rheuma, Krebs, Hormonstörungen, Infektionen oder durch Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel hervorgerufen werden.
Symptome für Eisenmangel sind Müdigkeit, Nachlassen der Leistungsfähigkeit, Wetterfühligkeit, Rillen in den Fingernägeln, Risse in den Mundwinkeln, trockene Haut, Atemnot, Herzklopfen bei Anstrengungen.
Das Kranheitsbild ist die hypochrome, mikrocytäre Anämie. Hervorgerufen durch Eisen- und damit auch Hämoglobinmangel kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen. Dadurch wiederum kann weniger Sauerstoff transportiert werden. Es kommt zur Beeinträchtigung des ganzen sauerstoffabhängigen Stoffwechsels.
Personen, die unter Eisenmangel leiden, sollten als erstes den Grund herausfinden. Liegt es an der mangelnden Zufuhr oder Aufnahme? Auch müssen chronische Blutverluste ausgeschieden werden. Das geschieht mit Tests auf verstecktes Blut im Stuhl. Von eigenmächtigen Anwendungen eisenhaltiger Arzneimittel oder Präparate ist abzuraten. Sie sollten nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Sind nämlich die Eisenspeicher wieder gefüllt, kann eine weitere Eisenaufnahme gefährlich werden. Eine Überladung mit Eisen kann zu vielen negative Auswirkungen führen wie Gelenkschmerzen, Diabetes, Herzprobleme, Hormonstörungen, Impotenz, Leberzirrhose und Leberkrebs. Das Krankheitsbild dazu ist die Eisenspeicherkrankheit oder Hämochromatose.
Eisenüberladung
Die Hämochromatose ist in Europa die häufigste Erbkrankheit. Sie entsteht durch eine erhöhte Eisenaufnahme aus dem Darm ins Blut. Dadurch kommt es zu Ablagerungen in verschiedensten Organen und zu erheblichen Schäden. Der Gesamteisengehalt im Körper wird bis zu 80 g gesteigert. Im Labor kann das durch eine stark überhöhte Transferrinsättigung nachgewiesen werden. Ohne Therapie führt die Erkrankung zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität und Lebensdauer. Bei dieser Erbkrankheit liegt das geschädigte Gen nicht auf einem Geschlechtschromosom. Wenn der Schaden nur an einem Chromosom liegt, erkrankt der Träger nicht. Damit die Nachkommen erkranken, müssen beide Eltern Träger des Merkmals sein. Männer erkranken viel häufiger als Frauen. Die Krankheit bricht nicht vor dem 20. Lebensjahr aus, meist zwischen 40 und 60. Bei Frauen erst nach der Menopause, da sie ja vorher durch die Regelblutungen zu Eisenverlusten kommt. Damit sind wir auch schon bei der einzigen sinnvollen Behandlung: Es ist der Aderlass, mit dem Fachausdruck Phlebotomie. Dabei wird dem Patienten anfangs ein bis zwei mal pro Woche etwa 500 ml Blut abgenommen. Später verringern sich die Abnahmeintervalle. Bei jedem Adrelass können etwa 200 mg Eisen entfernt werden. Als Blutspender kommen die Patienten leider nicht in Frage, da ihr Blut nicht den Normwerten entspricht. Eine eisenarme Diät führt nicht zum Erfolg. Allerdings wird geraten sehr eisenreiche Lebensmittel wie Innereien, Austern und Muscheln zu meiden. Bei einer rechtzeitigen Diagnose und Therapie sind Lebensqualität und Lebensdauer nicht eingeschränkt. Findet die nicht statt, kommt es bei etwa 70% zu einem Diabetes und bei vielen zur Leberzirrhose.
Zusammenfassung
Zur Vermeidung von Eisenmangel sollte auf den vermehrten Verzehr von Vitamin C haltigen Obst und Gemüsesorten geachtet werden. Dadurch kann das Eisen aus den Lebensmitteln besser aufgenommen werden. Zusätzliche Einnahme von Eisenpräparaten sollte nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, da die Grenze zur toxischen Dosis sehr leicht überschritten werden kann.
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Esther Neumann studied Nutrition at the University of Vienna. Since then she served as an author for the health magazine „Leben und Gesundheit“ and conducted health lectures in various locations of Austria.
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