Wer regelmäßig in die Pedale tritt, stärkt sein Herz und das Immunsystem. Das Strampeln wirkt sich positiv auf die Muskulatur, die Bandscheiben, die Durchblutung und die Gelenke aus. Wer es bis auf 40 Minuten bringt, bei dem purzeln die Kilo, denn dann geht es dem Fett an den Kragen. Radeln wir durch eine liebliche Landschaft, tun wir auch der Seele etwas gutes.
Der lange Winter ist vorbei. Die erwachende Natur lockt auch uns wieder hinter dem Ofen hervor. Der Körper lechzt nach Bewegung. Nicht jeder verspürt Lust auf joggen oder walken. Da bietet sich das Fahrrad an. Ob es der alte Drahtesel ist oder das High-Tech-Bike spielt keine Rolle. Hauptsache wir schwingen uns in den Sattel und fahren los. Rad fahren ist wieder angesagt.
Fahrrad – ein ideales Fitnessgerät
Ob im Alltag, bei der Freizeit- oder Urlaubsgestaltung, das Fahrrad können wir immer einbauen. Wir müssen nicht einmal das eigene mitnehmen, denn viele Bahnhöfe oder Gemeinden bieten bereits Leihfahrräder an, oft sogar kostenlos.
Fast jeder kann Fahrradfahren, ob jung oder alt, sportlich oder übergewichtig. Das Körpergewicht wird vom Sattel getragen, die Gelenke werden entlastet, die Bandscheiben aktiviert, die Muskeln trainiert. Der Blutdruck wird stabilisiert. Die Atmung wird vertieft, die Sauerstoffaufnahme wesentlich gesteigert. Zwanzig Minuten radeln wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus. Das bewirkt der Klimareiz durch Wind, Luft und Sonne.
Ab 30 Minuten stärken wir das Herz und den Kreislauf. Wer es gar auf 40 Minuten bringt, der kurbelt den Fettstoffwechsel an. Die Kilo fangen an zu purzeln.
Auch die Seele kommt nicht zu kurz. Es bereitet Freude, die Landschaft einmal langsamer als vom Auto aus zu erleben. Der Fahrtwind streichelt nicht nur den Körper sondern auch die Seele, wenn wir es zulassen. Die Lebensqualität wird so rundherum verbessert.
Die Dosis macht es aus
Wer monatelang nicht auf dem Sattel gesessen ist, sollte es langsam angehen. Sonst folgt die Rache des Körpers auf dem Fuß: die Puste geht aus, Schmerzen im Nacken, den Schultern und Muskelkater stellen sich ein und die Freude ist dahin. Das kann verhindert werden, wenn wir den Körper auf die ungewohnte Bewegung vorbereiten. Bauch-Bein-Po und Schultergymnastik bereiten die Muskeln vor.
Streckungsübungen für die Rückenmuskulatur sind wichtig, da der Rückenstrecker beim Rad fahren eher überdehnt wird. Üben am Heimtrainer während der langen Wintermonate wäre ideal gewesen.
Das Wohlfühltempo ist eine moderate Geschwindigkeit, individuell dem Trainingszustand angepasst. Man soll sich beim Radeln noch gut unterhalten können. Die Radausflüge sollen langsam ausgedehnt werden. Nicht zu schnell beginnen, lieber öfters fahren. Am Ziel soll man zwar ermüdet sein, aber nicht erschöpft.
Etwas Technik
Es ist wichtig, dass Ross und Reiter zusammen passen. Der Sattel soll so hoch eingestellt sein, dass man mit durch gestrecktem Bein mit der Ferse aufs Pedal kommt. Sitzt man beim Fahren richtig auf dem Sattel und steht man mit dem Fußballen auf dem Pedal. So wird die Kraft beim Treten optimal eingesetzt. Ist der Sattel zu tief eingestellt, wird auf das Kniegelenk zu viel Druck ausgeübt. Das kann zu Verletzungen führen und man ermüdet auch schneller. Ist der Sattel aber zu hoch, werden die Beine gezwungen, sich vollständig zu strecken. Auch das kann problematisch für die Gelenke werden.
Der Sattel soll waagrecht ausgerichtet sein und der Lenker auf gleicher Höhe wie der Sattel stehen. Die Wirbelsäule ist in dieser Position nicht zu weit nach vorne gebeugt, aber auch nicht so aufrecht, dass sich Schläge von Straßenunebenheiten schädigend auswirken würden. Ein variabler Lenker lässt die Griffposition immer wieder verändern. Man kann so immer mal eine neue Sitzposition einnehmen.
Das Fahrrad muss natürlich auch den Straßenverkehrsordnungen entsprechen. Zwei gute Bremsen, Klingel, hinten und vorne Beleuchtung und Reflektoren sind vorgeschrieben, Reflektoren gehören ebenso zwischen den Speichen und an den Pedalen. Wer Hirn hat, fährt übrigens mit Helm.
Der runde Tritt
Nicht eckig und hackig von oben nach unten sollte der Tritt sein, sondern rund und locker. Das Pedal soll nicht nur nach unten gedrückt werden, sondern auch in der unteren Stellung nach hinten gezogen und in der oberen nach vorne gedrückt werden. Selbst Radsportler üben immer wieder an diesem runden Tritt.
Der Oberkörper soll beim Treten nicht hin und her pendeln, sondern fast unbeweglich sein. Die Beine werden parallel zum Rahmen gehalten, sodass die Knie nicht auseinander gespreizt werden.
Ein häufiger Fehler bei Hobbyradlern ist die Zahl der Umdrehungen pro Minute, die Frequenz. Viele fahren mit einem zu hohen Gang. Man kommt nicht so erschöpft ans Ziel, wenn man mit 70 bis 90 Umdrehungen pro Minute fährt. Richtiges Schalten und Bremsen wollen geübt sein.
Bei Steigungen kann man auch öfters aufstehen und im Wiegetritt treten. So wird der ganze Körper durchtrainiert. Es kommt zur Anspannung und Entspannung. Frauen kommen so zu einer schlanken Hüfte und einem knackigen Po.
Kleidung und Schuhe
Trikots und Radlerhose aus modernen, atmungsaktiven Materialien sind bequem aber kein muss. Es geht auch mit bequemer, lockerer Sportbekleidung oder einem Trainingsanzug. Wichtig ist, dass nichts einengt und dass man sich in Schichten anzieht, die man je nach Witterung und Wärmeentwicklung aus- und wieder anziehen kann. Die Schuhe sollten eine rutschfeste Sohle haben. Lose Schlapfen, die nicht gebunden werden können, sind tabu. Sie können zu Unfällen führen.
Den Durstlöscher, die Trinkflasche, nicht vergessen. Pro halbe Stunde radeln wird ein Viertel Liter Wasser getrunken. Das erhöht die Ausdauer.
Radeln im Alltag
Bauen wir das Rad fahren in den Alltag ein. Warum nicht mit dem Rad zur Arbeit fahren? Da fängt man zwei oder gar mehrere Fliegen auf einen Schlag. Zugegeben, man muss eingefleischte Gewohnheiten und Bequemlichkeiten überwinden, den Isch (innerer Schweinehund) besiegen. Greift man öfters zum Rad, um Besorgungen zu erledigen oder eben zur Arbeit zu fahren, kann man sich in der Freizeit den Gang zum Fitnessstudio ersparen. Regelmäßiges radeln bringt viele gesundheitliche Vorteile. Man schützt auch die Umwelt, denn das Fahrrad hat keine umweltschädigenden Emissionen.
Radwandern
Einer meiner schönsten Urlaube war die Radwanderung entlang der Donau von Passau nach Wien mit meiner Familie. In jedem Land gibt es wunderbare Radwanderwege. Man kann das Rad in den Zug oder aufs Schiff nehmen und so die leichtere Strecke aussuchen, wenn es nicht zu anstrengend sein soll. Aber auch Herausforderungen kann man sich stellen und eine Mountain-Bike-Tour planen. Hauptsache ist, man gehts an und hat Freude daran. In diesem Sinne auf ins frohe Radvergnügen. Als Ergebnis kann man wirklich sagen: Radtour statt Pillenkur.
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Esther Neumann studied Nutrition at the University of Vienna. Since then she served as an author for the health magazine „Leben und Gesundheit“ and conducted health lectures in various locations of Austria.
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